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Wohnen im umgebauten Bunker

Ungewöhnliche Behausungen: Bunker & Baumhaus

Ein Bunker in Guernsey.

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Wie lebt es sich in einem umgebauten Bunker? Und welche Überraschungen bergen die alten Gemäuer? Wir sprachen mit dem Architekten Rainer Mielke. Er und sein Geschäftspartner Claus Freudenberg gehörten zu den Ersten, die Bunkern eine neue Daseinsberechtigung gegeben haben.

Ihr Bremer Unternehmen 'Mielke & Freudenberg' baut seit fast 15 Jahren Bunker zu Wohn-, Kultur- und Büroräumen um. Sind Sie und Ihr Geschäftspartner damit Pioniere in Deutschland?

Rainer Mielke: Das wissen wir nicht genau. Ich glaube, der Umbau zu Wohnungen als Idee war bei anderen Leuten auch vorhanden, aber umgesetzt haben wir das zuerst.

Bunker-Architekt Rainer Mielke
Architekt Rainer Mielke baut Bunker zu Wohnraum um.

Wie kamen Sie auf die Idee?

Rainer Mielke: Als ich nach Bremen zog, suchten meine Frau und ich eine Wohnung. Zu Studienzeiten hatte ich in einer Band gespielt, die in einem Bunker geprobt hat. In Bremen ging ich auf dem Weg zur Arbeit jeden Morgen an einem nahegelegenen Bunker vorbei. Irgendwann machte es "Klick" und ich begann zu überlegen, ob der Bunker nicht zum Wohnen umgebaut werden kann. Nach einiger Planungszeit haben wir uns dann eine Wohnung auf dem Bunkerdach gebaut. Danach haben mein Büropartner und ich begonnen, Wohnraum in Bunkern und später dann auch Proberäume für Musiker zu schaffen. Musiker bekommen nur schwer etwas vermietet, weil sie eben Krach machen. Und das geht im Bunker ganz prima. Die Nachfrage ist riesig. Dort proben nicht nur Rockbands, sondern auch Musiker der Bremer Staatsphilharmonie.

Architektonischer Freiraum hinter dicken Wänden

Schallschutz ist also ein Pluspunkt von Bunkern. Gibt es noch weitere Vorteile?

Rainer Mielke: Bunkerwohnungen haben bestimmte Eigenarten. Ob das jemand als Vorteil ansieht, ist eine andere Frage. Aber sie vermitteln einen gewissen Schutz. Man hört weniger von außen, wenn man vernünftige Fenster einbaut. Dicke Wände sind eben dicke Wände. Das gefällt einigen gut, andere fühlen sich gefangen. Bei einigen Menschen wird die Erinnerung an Krieg geweckt. Viele unserer Interessenten sind mit den Angeboten am Wohnungsmarkt nicht einverstanden, möchten etwas Besonderes und vielleicht auch mitbestimmen, wie der Grundriss aussieht.

Bunker haben also kaum Innenwände, so dass man beim Umbau relativ frei ist?

Rainer Mielke: So war es hier in Bremen bei unseren ersten Objekten. Wir waren vorher ein reines Architekturbüro, das für große Bauträger Planungsleistungen macht. Das machen wir immer noch. Wir entwerfen zum Beispiel 35 Wohnungen, wissen aber gar nicht genau für wen. Als wir für mich privat den Bunker umbauten, dachten wir: Das ist unsere Chance, ins Bauträgergeschäft zu gehen. Wir kauften einen Bunker und planten ihn um, legten fest, wo das Treppenhaus liegt, gingen an den Markt und haben gesagt: Wir haben in drei Geschossen je 300 Quadratmeter. Wer zuerst kommt, kann mitbestimmen, wie groß seine Wohnung wird und mit uns auch den Grundriss planen.

Sie sprachen den Schutzfaktor an. Ist das nur ein Gefühl oder werden einige Bunkereigenschaften tatsächlich beibehalten?

Rainer Mielke: Der Schutz vor einem Dritten Weltkrieg ist natürlich nicht gegeben. Schon gar nicht, wenn wir Löcher für Fenster schaffen. Kompletter Schutz war auch zu Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr vorhanden. Viele große Bunker wurden getroffen. Es gab eine Menge Geschädigte. Aber Unwettern halten 1,10 Meter dicke Betonwände stand. Da kann nichts passieren.

Gibt es Nachteile an Bunkerwohnungen? Sind Bunker anfälliger für Feuchtigkeit?

Rainer Mielke: Beton an sich ist nicht wasserdicht. Oberirdische Bunker haben meist eine Dachdichtung. Ist das nicht der Fall, entstehen Risse. Dann tropft Wasser rein, und es wird feucht. Durch Umbaumaßnahmen verflüchtigt sich das. Es entsteht die Qualität eines Neubaus.

Kosten, Baugenehmigung & Bunkerversicherung

Ein umgebauter Bunker gilt also als Neubau?

Rainer Mielke: Genau. Je nachdem, was man dort veranstalten will, muss man das Bauamt informieren, denn man muss die Nutzungsart ändern. Bunker sind in Bebauungsplänen größtenteils noch als Schutzräume dargestellt und wurden bis in die 2000er Jahre offiziell als solche geführt. Die Herstellung von Wohnungen heute ist abhängig von der Baugenehmigung. Diese bekommt man nur, wenn man einen Neubaustandard schafft.

Angenommen, ich kaufe eine Bunkeranlage. Wieviel Geld und Zeit müsste ich von der Planung bis zur Fertigstellung des Umbaus einplanen? Gibt es Pauschalwerte?

Rainer Mielke: Nein, das hängt vom Bunker und den eigenen Ansprüchen ab. Ein Neubau kostet vielleicht zwischen 2.000 und 3.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Beim Bunkerumbau kommen ungefähr 20 Prozent hinzu, weil wir den Abriss mitfinanzieren müssen. Dafür sparen wir an Erdarbeiten, wenn wir die Solplatte drin lassen. Wir verkaufen zu dem Preis, den eine Neubauwohnung in der Nachbarschaft kostet und brauchen für ein Projekt in der Regel zwei Jahre.

Wie ist es mit Krediten? Bekommt man für Bunkerwohnungen Baufinanzierungen?

Rainer Mielke: Anfangs haben die bei der Bank sich über unser Konzept kaputtgelacht. Wir haben uns dann einen privaten Financier gesucht. Aber je mehr umgebaute Beispiele es gibt, desto leichter fällt es auch Bankern, in anderen Kategorien zu denken und die Finanzierung zu bewilligen.

Benötigt man während des Umbaus aufgrund des Bunkerfaktors spezielle Versicherungen?

Rainer Mielke: Nein, man schließt die üblichen Versicherungen ab. Da gibt es keinen Unterschied.

Müssen Bunkerbesitzer bestimmte Klauseln in die Wohngebäude- oder Grundbesitzerhaftpflichtversicherung aufnehmen?

Rainer Mielke: Bei Versicherungen haben wird das noch nicht gehört. Wir schreiben immer mit rein, dass es sich bei dem Objekt um einen Bunkerumbau handelt, auch wenn bei den letzten beiden Hamburger Objekten nur zwei, drei Außenwände und die Solplatte übrig geblieben sind.

Wohnen im Bunker Berlin
In vielen Großstädten wurde aus Bunkern Wohnraum wie hier in Berlin.

Eignen sich alle Bunkerarten für den Umbau zu Wohn-, Büro- oder Kulturräumen?

Rainer Mielke: Das ist im Grunde genommen eine Geldfrage. Es ist relativ einfach, aus einer 1,10 Meter dicken Wand Teile zu entfernen. Bei einer Außenwand von 2,50 Meter funktioniert das aus finanziellen Gründen nicht mehr überall, aber technisch ist alles möglich. Unterirdische Bunker sind natürlich etwas anderes. Wohnräume müssen Fenster haben.

Mehrere Tonnen Gewicht pro Kubikmeter & stärker als ein Presslufthammer

Nach dem Zweiten Weltkrieg misslang die Sprengung von Flaktürmen – inzwischen gibt es andere Verfahren zur Bunkerbearbeitung, haben Sie diese mit konzipiert?

Rainer Mielke: Wir haben am Anfang viel rumprobiert. Das Seilsägen ist eigentlich eine Technik zur Bearbeitung von Marmor, aber nur ein Teil der Geschichte: Wenn man ein Loch von drei mal zwei mal 1,10 Metern in den Bunker sägt, hat man einen Betonblock von ungefähr 28 Tonnen Gewicht. Und der muss da weg, sonst kommt man nicht ans Licht. Bei unserem ersten Projekt erklärte sich ein Abbruchunternehmer bereit, mit uns zu experimentieren. Er schickte uns drei Leute mit einem Presslufthammer vorbei. Die Jungs agierten damit von morgens bis abends und kamen kein Stück weiter. Nach einer Woche waren sie durch und mussten ausgewechselt werden. Nach drei Wochen war gerade mal ein Loch von zwei, drei Quadratzentimetern geschaffen. Bunkerwände sind unglaublich widerstandsfähig. Wir haben dann über andere Verfahren nachgedacht. Die letzten Blöcke haben wir vernünftig rausgekriegt. Ich glaube nicht, dass das schon vorher jemand auf die Art probiert hat. Heutzutage haben viele Firmen eigene Ideen zur Bunkerentkernung entwickelt.

In Bunkern wurde früher Kriegsgerät gelagert. Ist Vorsicht geboten, wenn man eine unsanierte Bunkeranlage betritt?

Rainer Mielke: Nein, wir haben bisher nichts gefunden. Die Bunker standen ja unter der Kontrolle des Bundesvermögensamtes und des Amtes für Zivilschutz und wurden vorher gesichtet.

20.000 Liter Dieseltanks, 10.000 Liter Trinkwassertanks … Brunnen und eine riesige Lüftungsanlage mit Sandfiltern, die angeblich Radioaktivität ausfiltern.

Existieren bei Bunkern immer Originalbaupläne oder sind diese auch mal verschütt gegangen?

Rainer Mielke: Es gibt beides. Da aber die meisten Bunker während des Kalten Krieges aufgerüstet worden sind, gibt es aus jener Zeit viele erneuerte Pläne. Es ist unglaublich, was alles gemacht worden ist. Wir haben in Hamburg einen Bunker gekauft, der hatte einen Brunnen und eine riesige Lüftungsanlage mit Sandfiltern, die angeblich Radioaktivität ausfiltern konnten. Der Bunker wurde bis 1997 in Stand gehalten. Es gab Kontrolllisten, die regelmäßig abgehakt worden sind – für Notstromaggregate, 20.000 Liter Dieseltanks, 10.000 Liter Trinkwassertanks. Es gab so viel Technik, da passten kaum noch Menschen rein. Wie sich beim Teilabbruch herausstellte, waren Lüftungsleitungen und Fußböden mit PCB-haltiger Farbe bestrichen; die Lüftungsfilter waren aus Asbest. Der Aufenthalt dort wäre selbst während eines Atomkrieges nicht gesundheitsfördernd gewesen.

Gibt es in Bunkern Geheimgänge oder versteckte Räume wie in Schlössern?

Rainer Mielke: Überraschungen gibt es immer. In einem aktuellen Projekt sind Teile in die Pläne eingezeichnet, an die wir noch nicht rangekommen sind: Im Keller hinter einer Heizungsanlage ist ein Zugang zu einem Raum, der als Kokskeller beschrieben ist. Das wirkt sehr abenteuerlich. Generell kann ich mir vorstellen, dass ein erster Bunkerbesuch für viele Leute spannend ist. Bei uns hat sich das ein bisschen verflüchtigt. Wir haben in unseren Objekten mehrfach Kunst ausgestellt – es ist ein schöner Hintergrund, eine Gelegenheit, die Nachbarschaft einzuladen und Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Bei den Ausstellungen ist die Hälfte der Besucher vom Bunker beeindruckt, die andere Hälfte von der Kunst.

Was reizt Sie persönlich am Bunkerumbau?

Rainer Mielke: Normalerweise buddelt man ein Loch, schafft Fundamente und fängt an hochzubauen. Wir hingegen sägen etwas weg. Diese Umkehrung der Denkweise ist für uns sehr spannend. Zu überlegen: Was nehmen wir weg? Was packen wir dazu? Was kann entstehen? Wir finden, dass eine 70 Jahre alte Betonoberfläche durchaus eine gestalterische Qualität hat, die man gar nicht mehr neu herstellen kann. Wir berücksichtigen beim Umbau diese Mischung aus Alt und Neu. Das ist für uns der größte architektonische Reiz an dieser Aufgabe.

Wohnungen, Büros, Kulturräume – wofür kann man Bunker noch nutzen?

Rainer Mielke: Ein Bunker in Hannover brachte uns auf eine Idee, die wir 'City Dive' genannt haben: Ihn mit Wasser auffüllen und Tauchern zur Verfügung stellen. Fenster sollten das Raus- und Reingucken ermöglichen. Das hätten wir gerne gemacht, aber das ist natürlich technisch völliger Wahnsinn.

Haben Sie weitere Traumprojekte, die Sie noch nicht realisiert haben?

Rainer Mielke: An der englischen Kanalküste und auf den Kanalinseln gibt es sehr interessante Bunker. Die liegen dermaßen schön, alle mit Blick aufs Meer. Wir haben Kontakt zu einen Bunkerbesitzer in Guernsey. Uns fehlt im Moment die Zeit, aber darum möchten wir uns gerne kümmern.

Wir sollten uns weiter so verhalten, dass man keine Bunker mehr braucht.

Eine letzte Frage: Was halten Sie davon, Bunker in der herkömmlichen Funktion zu nutzen oder neu zu bauen?

Rainer Mielke: Wir haben viele Erfahrungen gesammelt – bei unseren Veranstaltungen sowie in Gesprächen mit Interessenten und ehemaligen Bunkernutzern. Bei den ersten Projekten gab es in der Nachbarschaft immer Leute, die sagten: „Da habe ich im Krieg drin gesessen.“ Sie haben erzählt, wie es bei einem Angriff war. Das waren gruselige Geschichten. Die ganze Situation Zweiter Weltkrieg ist ja für uns, die das zum Glück nicht erleben mussten, gar nicht vorstellbar.

Die entscheidende Erkenntnis war, dass wir – unsere Gesellschaft – es geschafft haben, dass die Dinger im Moment nicht nötig sind. Ob es überhaupt Bunker gibt, die uns bei irgendeinem nächsten Weltkrieg richtig schützen können, möchte ich jetzt mal völlig dahingestellt lassen. Wir sollten vielmehr zusehen, dass wir uns weiter so verhalten, dass man keine Bunker mehr braucht. Selbst wenn man Bunker schaffen könnte, in denen man tatsächlich überleben kann: Wenn man nach einem Krieg herauskommt, glaube ich nicht, dass man das so erleben möchte.


Wohnen im Baumhaus: Interview mit dem preisgekrönten Architekten Andreas Wenning

Architekt Andreas Wenning
Baumhäuser sind das Spezialgebiet des preisgekrönten Architekten Andreas Wenning (Bild).

Baumhäuser assoziieren viele mit der eigenen Kindheit. Aber auch Erwachsene zieht es in luftige Höhen – in Baumhaushotels oder das Büro unter der Blätterkrone zum Beispiel. Wie lebt es sich im Baumhaus? Und wie versichert man das exotische Gebäude? Wir besuchten den preisgekrönten Architekten Andreas Wenning in seinem Bremer Büro BaumRaum. Seit 2003 realisierte Wenning weltweit über 50 Baumhausprojekte. Einige davon finden sich in seinem Buch: "Baumhäuser: Neue Architektur in den Bäumen".

Wohnen auf einem Baum? Kein Problem!

Ihre Baumhäuser sind oft mit Bad oder sogar Küche ausgestattet. Könnte man also trotz des deutschen Klimas ganzjährig im Baumhaus wohnen und es als offiziellen Wohnsitz anmelden?

Andreas Wenning: Ja, das kann man. Denn wie jemand wohnt, ist jedem selber überlassen. Wenn es baurechtlich passt, kann man an jeder Stelle wohnen und seine Behausung groß oder klein machen. Und wenn es ein Baum ist, dann ist es ein Baum.

Arbeiten Sie mit Baumpflegern zusammen, um den Zustand der Bäume zu ermitteln?

Andreas Wenning: Wenn ein Fall leicht strittig ist, das Baumhaus gewerblich oder öffentlich genutzt wird, arbeiten wir mit Baumgutachtern zusammen, die das Ganze noch mal untersuchen und mit einer Expertise belegen.

Ihre Projekte sind auf Langlebigkeit ausgelegt. Wie lange hält ein Baumhaus?

Andreas Wenning: Das ist abhängig von zwei Faktoren: Wie wurde es gebaut und wie wird es gepflegt? Es kommt darauf an, welche Materialien man nutzt, auf die Wahl der Hölzer etwa und wie man beispielsweise Moose abschrubbt. Bei der Fassade dieses kleinen Baumhauses wird nie etwas passieren (deutet auf ein Stahlbaumhaus im Garten). Die ganze Konstruktion hat eine Lebensdauer von unendlich.

Architekt Andreas Wenning auf dem Balkon seines Bremer Büros
Wenning auf dem Balkon seines Bremer Büros, unten links eines seiner Baumhäuser aus Stahl.

Baumhauskomponenten wie Außenterrassen sind natürlich dem Wetter ausgesetzt und können im Prinzip verwittern. Selbst langlebige Hölzer muss man eventuell irgendwann austauschen. Das ist vergleichbar mit Booten: Es gibt reine Holzboote, die sehr schick sind, aber irgendwann doch wieder abgeschliffen werden müssen. Und es gibt Aluminium- und Stahlboote, da müssen Sie gar nichts machen, ganz wie bei den Baumhäusern.

Baumhäuser im Sturm: Blitzableiter in der Baumkrone

Unwetterlagen nehmen auch in Deutschland zu. Wie sturmsicher sind Ihre Konstruktionen?

Andreas Wenning: Das Baumhaus muss so ausgelegt werden, dass der Baum das Ganze auch im Sturmfall trägt. Es gibt aber in Grenzfällen Wirbelstürme, die alles niederreißen. Vor bestimmten, besonders unglücklichen und harten Naturereignissen ist man nicht gefeit. In der Regel sind die Baumhäuser und deren Situation in den Bäumen aber so ausgelegt, dass sie im Sturm auf jeden Fall halten.

Kann man auch bei Gewitter im Baumhaus bleiben?

Andreas Wenning: Wir empfehlen es nicht, weil Gewitter im Zusammenhang mit Bäumen immer ein Risiko bergen. Im städtischen Kontext stehen viele hohe Gebäude um ein Baumhaus, da wird es wohl kaum ein Risiko geben. Wenn es aber sehr exponiert ist, muss man schauen, ob ein Blitzableiter installierbar ist. Das Baumhaus selbst muss natürlich einen Blitzableiter haben. In Bäume einen Blitzableiter zu installieren, ist nicht einfach, weil womöglich viele Triebe hochgehen. Man kann einen stabilen Blitzableiter die Baumkrone hochinstallieren, stößt aber technisch irgendwann auf Grenzen. Da muss ein Fachbetrieb her.

Natürliche Baumwelten: Intimität, Kreativität & Entrücktheit

Thema Größe: Viele Ihrer Baumhäuser haben die Größe eines kleinen Wohnwagens, sie haben aber auch schon größere Projekte und Baumhaushotels realisiert. Gibt es ein Maximum?

Andreas Wenning: Ich finde, es gibt einen fließenden, nicht ganz definierten Übergang zwischen einem Baumhaus und einem Gebäude zwischen Bäumen. Für mich ist ein Baumhaus kein sehr großer Raum. Es ist ein Rückzugsort, ein hideaway, ein Kokon. Er braucht per se schon mal eine gewisse Intimität. Und diese wird dadurch gesteigert, dass der Raum nicht zu groß ist. Er sollte sich von unseren normalen Wohnwelten unterscheiden. Baumhäuser sind gekennzeichnet durch Entrücktheit, das Losgelöstsein vom Boden, Naturnähe, ungewöhnliche Ausblicke in die Bäume, vielleicht auch durch einen ungewöhnlichen Aufstieg.

Sie empfehlen Interessenten, aufgrund des bundesweit divergierenden Baurechts vorab das zuständige Bauamt zu konsultieren. Ist es relevant, ob man das Baumhaus für Wohnzwecke, gewerblich, als Spielhaus oder Gartenlaube nutzen möchte?

Andreas Wenning: Es gibt sehr kleine Häuser, die werden als Spielgerät akzeptiert und dienen auf keinen Fall dem dauerhaften Verweilen. Sie haben keine Heizung, kein Wasser, eine niedrige Deckenhöhe, sind sozusagen keine richtigen Wohnräume. Gewerbliche Bauten sind genehmigungspflichtig. Bei kleineren Familienprojekten sind die Übergänge fließender. Sie sollten aber immer innerhalb des Baurahmens sein. Grenzabstände sollten berücksichtigt werden. Womöglich gibt es auf dem Grundstück eine Bauleitplanung, die besagt, wo man bauen darf. Bei größeren Sachen muss man vielleicht einen Bauantrag mit einer Ausnahmebewilligung stellen.

Ihre Objekte kosten zwischen 18.000 und 150.000 Euro – inklusive Innenausbau, Material und Montage. Ist es einfach, für ein Baumhaus eine Baufinanzierung zu bekommen?

Andreas Wenning: Da habe ich keine Erfahrung. Ich denke mal, das richtet sich dann wahrscheinlich nach den Sicherheiten, die die Banken brauchen.

Sie bringen das fertige Baumhaus auf das Grundstück des Käufers und montieren es dort. Braucht man als Grundstückseigentümer für die Installation eine bestimmte Versicherung?

Andreas Wenning: Während der Installation muss man als Eigentümer nichts abschließen. Für den Bau selbst müssen die Betriebe haftpflichtversichert sein, falls sie etwas kaputt machen. Und falls das Baumhaus nicht funktioniert, ist das eine Gewährleistung, was die Bauaufgabe betrifft.

Steht das Baumhaus, kann man es beispielsweise in einer Hausratversicherung versichern. Das haben auch schon manche gemacht. Ich weiß aber nicht, was die für Agreements haben. Da muss man individuell bei der Versicherung nachfragen.

Gebäude- und Hausratversicherungen für Baumhäuser

Was, wenn man das Baumhaus exklusiv als Wohnraum nutzt? Ist der Baum dann Teil des Wohnraums? Werden Baum und Baumhaus von der Wohngebäudeversicherung versichert?

Buchcover:
In "Baumhäuser: Neue Architektur in den Bäumen" (3. erweiterte Auflage, Dom Publishers) stellt Andreas Wenning eigene Projekte vor und gibt einen Überblick über internationale Baumhaus-Geschichte.

Andreas Wenning: Damit habe ich noch keine Erfahrungen gemacht. Warten Sie mal, das interessiert mich jetzt auch (telefoniert mit einem Experten und erklärt anschließend). Also im Prinzip ja, die Gebäudeversicherung kann für das Baumhaus haften. Relevant wird sein, ob es eine Wochenend- oder Teilnutzung ist. Es wird nach Gebäudeklassen eingeteilt. Wenn es aus Holz ist, wird es aufwendiger zu versichern, als wenn Sie einen Betonklotz haben. Aber es geht zu versichern.

Der Baum selbst wird nicht versichert, das gibt es, glaube ich, nicht. Aber bei diesen bestimmten Fällen müssen Sie die Bäume – was ich den Kunden auch immer sage – jedes Jahr begutachten lassen. Wenn Sie Wert auf Versicherungsschutz legen, sollte diese Inspektion des Baumes dokumentiert sein. Wenn der Baum dann bei einem Sturm bricht, zahlt die Versicherung.

Kommen Kunden teilweise auch mit Designs zu Ihnen?

Andreas Wenning: Wenn ein Kunde ein fertiges Bild im Kopf hat und keine Vorlage, die er aus unseren Projekten geschöpft hat, gebe ich ihm einen Korb. Dann sage ich: Bau es, mit wem Du willst, wir bauen nicht andere Entwürfe. Nicht umsonst haben die Projekte ja alle ihren Stil, teilweise ihre Ähnlichkeit und Verwandtschaft.

Auf Montage in Brasilien und New York

Was hat Sie dazu bewogen, sich auf Baumhäuser zu verlegen?

Andreas Wenning: Der Anfang war mein eigenes Baumhaus. Da hatte ich einfach Lust, oben in den Bäumen schlafen zu können, einen Kaffee zu trinken. Das habe ich ohne kommerziellen Hintergrund gebaut. Es war für mich eine Lebensphase, in der ich mich entwickeln musste und wollte. Ich habe gemerkt, dass mir diese Art der Projekte liegt, genauso wie die Felder, die dafür wichtig sind: Reisen, kulturelles Empfinden, Fotografie, Grafik und Public Relations. Wenn man sich international ausrichtet und gestalterisch international relevant etwas machen möchte, kommt man um dieses Kommunikationsthema nicht rum. Wenn es einem nicht liegt, geht das nicht. Dann wird es eine Quälerei.

Haben Sie ein Lieblingsprojekt? Ist jedes Baumhaus auch ein Teil von einem selbst?

Andreas Wenning: Nee, also das erste Projekt hat natürlich eine enorme private Bedeutung. Auch weil ich es oft genutzt habe – in den letzten Jahren nicht mehr so viel, weil wir jetzt die beiden Kinder haben. Es gibt Projekte, die wirklich kaum noch Bedeutung haben, weil sie nichts Neues geboten haben. Und es gibt Flaggschiffe, aber keine totalen Ausreißer.

Ich habe mal in Brasilien gebaut. Das war sehr intensiv, auch von der Montage her. Oder in New York, das begleitet einen von den Erlebnissen mehr.

Baumprojekte in Eis und Wüste

Wie viele Projekte haben Sie nebeneinander laufen?

Andreas Wenning: Zehn vielleicht. Die Fertigstellung eines Baumhauses dauert mindestens vier Monate. Es können auch zwei Jahre sein, je nachdem, ob baurechtliche Fragen dazwischen stehen. Wir arbeiten aktuell an einem Projekt, das über einen Teich ragt. Und wir haben ein großes Projekt in China – die Häuser sind komplett 'Made in Germany' und werden exportiert. Dann steht noch ein Baumhaushotel im Norden an und vielleicht ein wunderschönes in der Provence.

Haben Sie ein Traumprojekt, was Sie noch nicht realisiert haben?

Andreas Wenning: Mehrere – ich würde immer an ungewöhnlichen Orten bauen: auf dem Dach eines Hochhauses, auf dem Eis, in der Wüste, an einer Klippe und auf einem Redwood in Nordkalifornien. Irgendwann kommt das.